„Wir lassen uns von Moderner Musik inspirieren“
Anschließend verschlug es sie nach Rostock. Hier absolvierte sie an der Musikhochschule den künstlerischen Aufbaustudiengang Klavierduo und beendete diesen mit der Abschlussnote 1,0. Doch das war der ehrgeizigen und vielseitig interessierten Jennifer Rüth noch nicht genug. Es folgte ein weiteres Studium im Jazzgesang in den Städten Stuttgart, München und Boston. Nebenbei belegte sie diverse Schauspielkurse, um dann in verschiedenen Musicals die Hauptrollen zu singen.
Jütting-Stiftung mit der Note 1,0 ab. Als Solistin spielte sie bereits in Kamakura (Japan), bei Festivals in Weimar und Rabat (Marokko) und mit der Jenaer Philharmonie, dem Landestheater Eisenach und der Jungen Deutschen Philharmonie. Und auch sie zeigte sich theaterbegeistert, nahm an der Schauspielausbildung der MHS Freiburg teil und spielte in verschiedenen Theaterensembles mit.
Gesucht und gefunden: Der Weg für „Queenz of Piano“ war frei. Die beiden charmanten Damen machen aber nicht nur Klaviermusik quer durch alle Stilrichtungen. „Unser Programm geht weit weg vom Gewöhnlichen. Wir setzen das Klavier auch als Perkussion-instrument ein. Das heißt wir trommeln darauf, zupfen wie bei einer Gitarre oder benutzen einen Milchschaum-Quirl, um Töne mit dem Klavier zu erzeugen“, erklärt Jennifer Rüth. Auf diese Weise entlocken sie dem Konzertflügel ungeahnte Klänge und wunderbare Melodien. Und nicht nur im Sitzen wird gespielt, sondern auch mal stehend oder bäuchlings auf dem Klavier.Zwischen den Musikstücken, zum Teil mit Gesangsnummern untermalt, geben die Königinnen am Piano Anekdoten zum Besten und beweisen sich als perfekte Entertainerinnen. Mit einer guten Portion Selbstironie und Humor mischen sie ihre Show auf und sorgen für ordentlich Unterhaltung. Aufgrund ihres schauspielerischen Talents verstehen sie es, auf hochvirtuose Weise Elemente aus Kabarett und Comedy mit Klassik zu verbinden. Und auch das Publikum wird mit einbezogen. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, mit unserem Programm eine Zielgruppe anzusprechen, die vom Opa bis zum Enkel reicht. Eine Show quasi für die ganze Familie“, erklärt Anne Folger die Idee. Denn es sollen sich nicht nur Menschen angesprochen fühlen, die sich für klassische Klaviermusik interessieren. „Nach dem Konzert kommen oft Leute zu uns und sagen, dass sie vorher nicht sicher gewesen wären, ob Klaviermusik was für sie ist, die dann aber von der Show überrascht und begeistert waren“, freut sich die Pianistin. Privat, so erzählen die beiden Musikerinnen, hören sie auch gern schon mal Klassik, aber nicht vordergründig. „Ich höre viel Jazz und zum Tanzen gerne Hip-Hop“, sagt Jennifer Rüth und Anne Folger stimmt ihr zu: „Auch ich höre viel moderne Musik, aber auch gern Künstler, die wie wir Crossover-Musik machen.“ Gerade die moderne Musik sei es auch, von der sich die beiden Frauen für ihre Show inspirieren lassen, aber auch ihre internationale Erfahrung und das Verständnis für andere Kulturen haben Einfluss auf das Programm. Stellt sich die Frage: Müssen zwei so talentierte Musikerinnen denn überhaupt noch proben? „Wir sind über die Jahre musikalisch gut aufeinander abgestimmt und verstehen uns blind. Trotzdem, wir sind Perfektionistinnen und proben für unsere Show täglich sehr viel“, erklärt Jennifer Rüth. Und wie in jeder guten Beziehung gibt es auch zwischen den Frauen ab und zu mal Streit: „Wir verbringen viel Zeit miteinander und müssen uns in vielen Bereichen einigen, auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist, dann wird schon mal diskutiert.“ Momentan touren die „Queenz of Piano“ durch Deutschland – und sind am 23. März im Capitol live zu erleben.