Eigentlich ist es ein Einfamilienhaus. Oder besser gesagt: ein Einfamilien-Hochhaus. Denn das Schweriner Schloss überragt die Höhe von 22 Metern, ab der ein Gebäude laut Baurecht als Hochhaus gilt. Im 19. Jahrhundert wurde es für die großherzogliche Familie umgebaut. Ein fürstliches Domizil also, das sich Friedrich Franz II. errichten ließ, als er die Residenz des Herrscherhauses von Ludwigslust nach Schwerin zurückverlegte.

Bebaut ist die Schlossinsel schon viel länger.  Im 10. Jahrhundert befand sich hier eine slawische Burg des Stammes der Obotriten. Später residierten am Burgsee die Herzöge von Mecklenburg, direkte Nachfahren des Obotritenfürsten Niklot, und in den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder an- und umgebaut. Der Schlossumbau von 1843 bis 1857 gab dem Gebäude sein heutiges Gesicht - eines, das übrigens dem französischen Loireschloss Chambord ähnelt, von dem sich die Baumeister Demmler und Willebrand inspirieren ließen.

Wer heute das Schweriner Schloss ansieht, sieht ein Musterbeispiel des Historismus, den schönsten Landtag der Bundesrepublik und ein Märchenschloss mit Kuppeln, Türmen und Türmchen, das mit dem es umgebenden See Schwerins Ansichtskartenmotiv Nummer eins bildet. Im Innern locken die Beletage mit ihren Wohn- und Gesellschaftsräumen, der Thronsaal und weitere Säle und Kabinette. Ein "Muss" ist ein Spaziergang durch den Burggarten, der im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt ist, und durch den barocken Schlossgarten.

Die Schlosskirche - Platz unterm Sternenzelt

Die Frage "Weißt du, wie viel Sternlein stehen?" lässt sich in der Schweriner Schlosskirche beantworten. Es sind 8758 - auf den Stern genau. Sie strahlen auf blauem Grund an der Decke von Mecklenburgs erstem protestantischen Kirchenbau, der Schweriner Schlosskirche. Die zwischen 1560 und 1563 errichtete Kapelle entstand nach dem Vorbild der Kapelle im Schloss Hartenfels in Torgau, die 1544 von Martin Luther geweiht wurde. Die Umsetzung des geistigen Programms der Reformation in Architektur und Kunst spielte in Schwerin wie in Torgau eine große Rolle. Beim Schlossumbau im 19. Jahrhundert erhielt die Schweriner Kapelle jedoch einen neugotischen Chor, der den Altar anstelle der Kanzel in den Mittelpunkt rückt. Die Entwürfe für den Chor mit seinen prächtigen Glasfenstern stammen vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, der zu diesem Zeitpunkt als Kapazität für den Kirchenumbau galt. Das 19. Jahrhundert sah die Gotik als Ideal des Kirchenbaus. Die Schlosskirche erhielt deshalb ihre Erweiterung, auch wenn sie inhaltlich gar nicht zu einer lutherischen Kapelle passte. Durch den Anbau ist der Sakralraum im Innern des Schlosses seit dem 19. Jahrhundert auch von außen gut zu erkennen. Besonders schön und schaurig: Die Wasserspeier in der Form grotesker Höllenwesen, die ein Teil des filigranen gotischen Zierwerks sind. Die farbenprächtigen Glasfenster des Chores schuf der Schweriner Ernst Gillmeister.

Die Grotte - Künstliches Gewölbe mit Untermietern

Wer in den Burggarten geht und am See entlang zum Hauptturm des Schlosses wandert, steht bald vor der Grotte. Keine Angst: Die großen Steine, die an der Decke des künstlichen Gewölbes hängen, halten! Es lohnt sich also, in das geheimnisvolle Dunkel einzutauchen. Kindern macht besonders das Versteckspiel zwischen den einzelnen Pfeilern Spaß. Doch Vorsicht: Der See plätschert bis in die Höhle hinein und wer nicht aufpasst, holt sich nasse Füße. Wer dies vermeiden will, kann der Grotte aufs Dach steigen. Von dort oben bietet sich ein herrlicher Blick über den See zum Marstall und auf den Burggarten. Bänke laden zur Pause in diesem besonderen Dachgarten ein. Die gewaltigen Brocken, aus denen die Grotte besteht, stammen aus der Gegend von Raben Steinfeld. Dieser Ort im Osten der Landeshauptstadt liegt ebenfalls am Schweriner See. Über eine Steinrutsche am Steilufer, die heute noch sichtbar ist, wurden die Granit-Findlinge zum Ufer transportiert, auf Lastkähne verfrachtet und zur Schlossinsel geschippert. Interessant an der Grotte sind auch ihre Bewohner. Fledermäuse wie der Große Abendsegler oder die Wasserfledermaus gehören zu den Untermietern und schweben in der Abenddämmerung lautlos auf Insektenjagd. Wer in dem Steingewölbe ganz ruhig ist, hört die geflügelten Säugetiere auch am Tage leise wispern. Sogar die Mausohr- und die Teichfledermaus, zwei stark gefährdete Arten, konnten am Schweriner Schloss schon nachgewiesen werden.

Der Burggarten - Blumenpuzzle in allen Farben

1857 bekam Schwerin seinen Burggarten, den Hofgärtner Theodor Klett während des Schlossumbaus nach den Plänen Peter Josephs Lenné, Gartendirektor in Sanssouci, anlegte. Der Mode der damaligen Zeit entsprechend entstand der Garten auf der Schlossinsel im Stil eines englischen Landschaftsgartens. Treppen und verschlungene Wege, Blumenrabatten, auf denen alte Rosensorten und andere blühende Schätze duften, Statuen, die mächtige Grotte und die Verbindung von Garten und Architektur, die ständig neue Ein- und Ausblicke schafft - das alles macht seinen besonderen Reiz aus. Die Anlage ist ein Schatzkästlein, das zu einem Ausflug ins 19. Jahrhundert einlädt. Die 2001 abgeschlossene originalgetreue Restaurierung wurde dank einer historischen Festschrift aus dem Jahr 1869 möglich.

Die Orangerie - mehr als ein Pflanzenhaus

Die Orangerie des Schweriner Schlosses ist etwas ganz Besonderes. Im Gegensatz zu anderen Kalthäusern oder Wintergärten entstand sie nicht als separates Bauwerk, sondern ist mit dem Schweriner Schloss verbunden. Damit wird sie zu einem Gestaltungselement, das Schloss und Burggarten in drei Ebenen miteinander vereint. An einen dreiflügligen Trakt, dessen Gusseisenkonstruktion besonders interessant ist, schließt sich ein Säulenhalbkreis an, der den Flanierweg oberhalb des Innenhofes trägt. Anfang der 90er Jahre hätte Schwerin diesen Schatz  beinahe verloren. 1994 musste die Orangerie wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt werden. Abriss oder Sanierung - zum Glück wurde diese Frage im Sinne des historischen Bauwerks entschieden. Nach der aufwändigen, originalgetreuen Sanierung gehört die Orangerie heute zu den Glanzpunkten eines Schlossbesuchs.  Sogar Hochzeitspaare können sich hier inzwischen das Ja-Wort geben. Zum Verweilen lädt auch das stilvolle Orangerie-Café ein.

Der Schlossgarten - eine Perle des Barock

Wer wissen will, wie das Lustwandeln geht, sollte den Schweriner Schlossgarten besuchen. Die barocke Anlage ist dafür mit ihren Laubengängen, Blumenbeeten und Plastiken wie geschaffen. Zu den wesentlichen Gestaltungselementen gehört auch der Kreuzkanal, der die klare, symmetrische  Gliederung der Anlage betont. Sehenswert sind die Sandsteinplastiken des Dresdner Bildhauers Balthasar Permoser, die sich um den Kanal gruppieren. Sie stellen die Allegorien der vier Jahreszeiten und antike Götter dar. Allerdings wurden die Originale Mitte des 20. Jahrhunderts durch Kopien ersetzt. Im Schlossgarten ist außerdem ein Reiterstandbild Friedrich Franz II. zu finden, des Großherzogs, der die Residenz des mecklenburgischen Herrscherhauses im 19. Jahrhundert von Ludwigslust nach Schwerin zurückverlegte und damit den heutigen Glanz des Schlosses begründete. Im Vorfeld der BUGA 2009 wurde der barocke Schlossgarten umfangreich und denkmalgerecht restauriert.

Kontakt: 
Schweriner Schloss
Lennéstraße 1
19053 Schwerin
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